Die Vorstellung
 

Nachdem Sie auf den vorherigen Seiten etwas über die Grundlagen der Kinotechnik erfahren haben, erhalten Sie jetzt einen Einblick in den Ablauf einer Vorstellung.
Beschrieben werden:
    - Der Überblendbetrieb mit zwei Projektoren
    - Der Betrieb mit einem Filmteller
    - Der Betrieb mit Filmteller und Programmautomation.

Wie im Intro schon angesprochen, kommen die Filme auch heute noch in mehreren Teilen im Filmtheater an. In einem Karton (Abb.1) befinden sich Filmdosen mit Filmrollen (Abb.2).

Abbildung Filmkarton(Abb.1) Abbildung Filmdosen(Abb.2)

Jeder der auf einen Bobby (so nennt man den Filmkern ohne Spule) gewickelten Akte (Filmteile) ist maximal 600 Meter lang. Dies entspricht einer Laufzeit von maximal 20 Minuten. Ein Film wie "Titanic" hat 10 Akte. Jeder dieser Akte hat ein Startband und ein Endband, da der Film ja in den Projektor eingelegt werden muß und der Projektor etwas Zeit benötigt, um auf die volle Projektionsgeschwindigkeit zu kommen. Ohne das Startband könnte die Projektion nie am ersten Filmbild beginnen.

Ob Überblendbetrieb wie vor Erfindung des Filmtellers, Betrieb mit Filmteller und Automation oder manuell - eines haben alle Betriebsarten gemein - der Zuschauer soll immer nur das eine sehen, den Film und sonst nichts. Nachdem ein evt. vorhandenes Vorprogramm gelaufen ist, der Eisverkäufer seine Runden gedreht hat, verdunkelt sich das Saallicht. Die Blicke des Zuschauers werden nach vorn auf den Vorhang gelenkt, da dieser, von der Bühnenbeleuchtung angestahlt, jetzt der hellste Punkt im Saal ist. Das Bühnenlicht verdunkelt sich jetzt auch und kurz vor dem Erlöschen fällt das erste Filmbild auf den noch geschlossenen Vorhang, der sich jetzt öffnet. Möglichst schnell stellt der Vorführer jetzt Bildstrich (die vertikale Bildlage des Films im Projektor) und Schärfe ein. Am Ende des Films und Anfang des Abspanns wird je nach Geschmack des/der Filmvorführer(s)/in oder Kinobesitzer(s)in evt. das Saallicht halb oder ganz eingeschaltet.

Der Abspann des Filmes "Titanic" beginnt mit dem Song "My Heart Will Go On" von Celin Dion. Mit dem Aufdimmen des Saallichtes hat der Autor immer bis zum Ende des Songs gewartet, danach das Licht auf 50% gefahren. Bei Filmen wie "Das Piano" blieb in den Vorführungen des Autors das Licht immer bis zum Ende des Abspanns aus.

Der Vorhang läuft am Ende der Vorstellung so in die Projektion hinein, daß er mit dem letzten Filmbild den Blick auf die nackte Leinwand verschließt. Der Zuschauer soll, außer bei einen Filmriss oder sonst einer Störung, nie die weiße Leinwand sehen.
 

Der Überblendbetrieb

Um den Film in Überblendtechnik zu zeigen, muß man die Akte auf eine Spule umspulen. Dabei kann der/die Vorführer/in den Film auf Beschädigung prüfen, indem er die Bildqualität durch kurze Sichtproben bewertet. Schäden an der Perforation erkennt man dadurch, daß man den Film mit den Aussenkannten vorsichtig durch die Hände laufen lässt. Auch Klebestellen, die sich bald auflösen oder unfachmännisch ausgeführt worden sind, sind so zu finden und auszubessern. Am Ende eines jeden Aktes müssen sich zwei Überblendzeichen befinden. Das erste ca. 7 sec. (also 168 Bilder) vor dem letzten Bild, das zweite 1 sec. (also 24 Bilder) vor dem letzten Bild. Als Überblendzeichen sind heute schwarze Kreise (Abb.3) gebräuchlich. Früher waren sie weiss, teilweise auch deshalb, weil sie in den Film gestanzt wurden. Auch waren die Überblendzeichen früher nicht nur Kreise, das erste hatte oft die Form eines auf der Spitze stehenden Dreiecks (Abb.4 u. 5).

Abbildung AktzeichenAbbildung Aktzeichen
(Abb.3 / Abb.4)
Abbildung Aktzeichen
(Abb.5)

Auf den Startbändern der einzelnen Akte befindet sich ein Bild mit der Aufschrift "Start" oder "Picture Start". Die Entfernung zwischen dieser Markierung und dem ersten Bild muß die gleiche Entfernung haben, wie die Überblendzeichen am Aktwechsel. Der/die Vorführer/in startet die Vorstellung wie oben beschrieben. Der zweite Akt wird in den zweiten Projektor eingelegt und bis kurz hinter die Startmarkierung auf dem Startband gefahren. Wie weit genau, hängt von der Anlaufgeschwindigkeit des Projektors und der Reaktionszeit des/der Vorführer/in ab. Gegen Ende des ersten Aktes beobachtet der/die Vorführer/in die rechte obere Bildecke. Beim ersten Überblendzeichen startet er/sie den Motor und die Projektionslampe des zweiten Projektors. Ist das zweite Überblendzeichen zu sehen, findet die eigentliche Überblendung statt. Der/die Vorführer/in öffnet die Bildklappe des zweiten Projektors und schaltet die Tonanlage auf diesen um. Ist wärend des zweiten Überblendzeichens noch ein Dialog der Schauspieler zu hören, wartet man diesen noch ab, bevor man überblendet. Bei einem neuen Film, der noch nie gekoppelt wurde (siehe Filmtellerbetrieb), hat man dann genau noch eine Sekunde Zeit.
 

Der Filmtellerbetrieb

Da der Überblendbetrieb die dauernde Anwesenheit des Filmvorführers voraussetzt, wurde der Filmteller (richtig Schleifenteller) erfunden (siehe Wickeleinrichtungen). Da ein Filmteller je nach Größe bis zu 5 Stunden Film (Polyesterfilm) aufnehmen kann, liegt es nahe, das komplette Programm - mit Werbung und Trailern - von diesem zu spielen. Die einzelnen Werbefilme werden hinter ein Startband geklebt. Dabei werden die Start- und Endbänder der Werbefilme natürlich abgeschnitten, da man sie sonst bei der Vorstellung auch durch den Projektor laufen sehen würde. Durch den Tonvorlauf auf dem Film (der Ton ist dem zugehöhrigen Bild um 21 Bilder nach vorn versetzt, dies gleicht die spätere Abtastung im Projektor wieder aus - siehe Lichtton), sollte man hier nicht zu früh schneiden, da sonst der Anfang der Tonspur fehlt. Soll nach dem Vorprogramm eine Pause stattfinden, kommt hinter das Vorprogramm ein Endband, damit man hier den Projektor anhalten kann. Danach kommt der Hauptfilm mit allen Akten, die man natürlich auch ohne die Startbänder aneinander klebt. Diesen Vorgang nennt man koppeln.  An den Start- und Endbändern lässt man je das letzte Bild, sonst lassen sich die Akte nicht mehr den Start- und Endbändern sowie den Aktnummern zuordnen. Die ist für das nächste Filmtheater, das den Film bekommt sehr wichtig, vor allem wenn der Vorspieler die Filmdosen der einzelnen Akte vertauscht hat, da die Aktnummern nur noch auf den Start- und Endbändern stehen. Beim Arbeiten mit dem Filmteller ist kein Zurückspulen des Films nötig und möglich (siehe Wickeleinrichtungen).
 

Der Filmtellerbetrieb mit Automation

Der Standard bei heutigen kommerziellen Filmvorführungen. Aus Kostengründen bedienen heutige Kinoangestelle oft mehr als einen Saal. Damit das in den Kinocentern oder Multiplexen neben der Kasse, dem Süßwarenverkauf und der Einlasskontrolle auch beim Vorführer möglich ist, müssen möglichst viele Prozesse automatisiert werden. Dazu werden an gewünschter Stelle Metallfolien auf den Film geklebt, die dem Programmautomaten um eine Funktion weiterschalten.
Bei der gebräuchlichsten Automatik, der Matrix (Abb.6), bestimmt der Vorführer durch Stecken von Diodensteckern die gewünschte Funktion.

Abbildung Matrixautomat

(Abb.6)
Die Matrix schaltet mit jedem Impuls, sei es durch Tastendruck oder durch den Magnetschalter am Projektor (Abb.7), eine Zeile weiter nach unten.
Abbildung Magnetschalter(Abb.7)

Alle in dieser Zeile gesteckten Funktionen werden dann ausgeführt. Mit einer solchen Automation lassen sich auch Vorstellungen automatisch durch Drücken eines Tasters im Kinosaal oder an der Kasse starten, die Einstellung des Bildstriches und der Schärfe kann dem Vorführer aber noch keine Automatik abnehmen. Auch die Einstellmöglichkeit per Fernbedienung vom Kinosaal durch die Platzanweiser/innen ersetzt, so die Erfahrung in der Praxis, die Anwesenheit des Vorführers bei Vorstellungsbeginn nicht. Der Vorführer muß aber dank dieser Automation nicht auf das Ende des Vorprogramms oder des Films achten, er sieht im Kontrollmonitor, z.B. in dem Vorführraum von Kino 5 - 8  den geschlossenen Vorhang von Kino 1, 2 und 3. Nachdem er seine Arbeit hier beendet hat, kann er dann den Vorführraum wechseln und die Hauptfilme starten oder das Filmprogramm sofort erneut einlegen, da bei Arbeiten mit dem Filmteller kein Zurückspulen des Films nötig und möglich ist (siehe Wickeleinrichtungen).
 

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